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Faszinierendes Gelb: Rapsanbau auf Gut Sehestedt

24.05.2023Aktuelles
Faszinierendes Gelb: Rapsanbau auf Gut Sehestedt

Gelber Raps bis zum Horizont. Fotos: Sabine Sopha

Dieses Gelb fasziniert: Die blühenden Rapsfelder sind ein beliebtes Fotomotiv. Die Menschen lieben den Duft. Und auch die Bienen fliegen auf Raps. Davon gibt es in und um Sehestedt reichlich. Auf rund 300 Hektar baut Cay Ahlmann die Ölpflanze an.

Eines der Rapsfelder liegt direkt neben dem Altenteilerhaus von Gut Sehestedt. Sehr zur Freude von Renate Ahlmann. „Wenn die Sonne abends darauf scheint, sieht es herrlich aus. Und dann dieser Duft!“, schwärmt die Mutter von Cay Ahlmann. Der Raps steht jetzt in Vollblüte. „Die Blüte hat in den vergangenen Jahren stets ein bisschen früher eingesetzt“, weiß Cay Ahlmann. Inzwischen sei es etwa zwei bis drei Wochen früher als noch vor rund 60 Jahren. Aber das Vegetationsende liegt nur drei Tage vor dem bisherigen. 2019 blühte der Raps bereits im Februar, also sehr, sehr früh.

Renate Ahlmann

Mit 81.000 Hektar hat sich die Anbaufläche im gesamten Land wieder erhöht. 2021 war der Rapsanbau in Schleswig-Holstein mit rund 66.000 Hektar auf einen Tiefstand gerutscht. „Doch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ließ die Preise steigen, zum Teil auf bis 1.000 Euro pro Tonne.“ Das sei gigantisch gewesen, erklärte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, während eines Pressetermins auf Gut Sehestedt. Sie könne sich nicht erinnern, dass Raps jemals so teuer gewesen sei. Inzwischen wird wieder aus der Ukraine importiert und auch aus Australien. „Der Preis ist auf 400 bis 420 Euro pro Tonne gefallen“.

Angebaut wird die Ölfrucht aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist sie für den Landwirt ist in der Fruchtfolge wichtig. „Er ist eine gute Vorfrucht, denn er hat eine tiefe Pfahlwurzel“, erläuterte die Landwirtschaftspräsidentin.  „Weizen nach Raps liefert einen etwa zwei Doppelzentner höheren Ertrag pro Hektar.“ Die Pflanze selbst wird vielfältig vermarktet. „Öl ist das Hauptprodukt“, so Cay Ahlmann. Ein Hektar liefert etwa 1.600 Liter Öl für Margarine, Speiseöl sowie für technische Öle und Biodiesel. Dass die Beimischung im Kraftstoff reduziert wurde, stößt bei dem Sehestedter Landwirt  auf Unverständnis. „Schon früher gab es Kraftstoffe vom Feld“, erinnert er an den Hafer, der an die Arbeitspferde verfüttert wurde.

Landwirt Cay Ahlmann im NDR-Interview.

„Raps ist 2023, wie schon im vergangenen Jahr, hinter Winterweizen und vor Wintergerste die wichtigste Marktfrucht für den Ackerbau in Schleswig-Holstein“, erklärte Ute Volquardsen. Das freut die Bienen. „Die fliegen auf Masse“, weiß der Büdelsdorfer Imker Rolf Nebbe vom Imkerverein Rendsburg. Er hat zwölf Völker beim Gut Sehestedt platziert nahe dem größten Rapsschlag von 38 Hektar. Nicht direkt neben dem Feld, das ist nicht nötig. Aber die Honigsammlerinnen haben lediglich einen Radius von drei Kilometern. „Darum ist der Honig dann sortenrein.“

Die Rapspflanze.

Als Nebbe einen der Bienenkästen öffnet, schwirren die Tiere umher. Aber sie greifen nicht an. Jeder Kasten beherbergt ein Volk. Und ein Volk umfasst rund 40.000 Bienen. Bürgermeister Torsten Jürgens-Wichmann ist fasziniert und ist gut im Kopfrechnen. „Das sind ja fast eine halbe Million“. Die verbucht er gleich als neue Einwohner für die Gemeinde. Allerdings sind die Tiere keine Steuerzahler. Aber dennoch fleißig. Das müssen sie auch, denn „rund 90 Prozent der Kunden wollen Rapshonig“, so Nebbe. Ein Hektar sorgt für 200 bis 400 Kilogramm.

Die Rapstracht ist eine der wichtigsten und frühesten Nahrungsquellen für Honigbienen und andere Insekten, heißt es vonseiten der Landwirtschaftskammer. „Auch der Anbau von Ackerbohnen, Körnererbsen, Lupinen und Hanf ermöglichen die Produktion von Honig.“ Und die blühenden Kulturpflanzen unterstützen die Population der Bienen. Hat ein Volk erst einmal die Rapsblüten gefunden, sorgt das gelbe Blütenmeer dafür, dass die Tiere schnell und effizient Nahrung finden. Auf diese Weise können in kurzer Zeit starke Völker heranwachsen, den „die Königin legt immer nur dann viele Eier, wenn genügend Nahrung in den Bienenstock eingetragen wird“

Raps ist eine erstklassige Nahrungspflanze für Bienen.

Nebbe persönlich bevorzugt den kräftigen Sommerhonig. Den sammeln die Bienen aus Lindenblüten. Auch die Frühtracht sei lecker. „Aber kaum blühen die Rapsfelder, fragen die Leute: Ist der neue Rapshonig schon fertig?“ Aber geerntet wird erst in der ersten Juni-Hälfte. Als „weiße Nutella“ bezeichnet der Imker den süßen Brotaufstrich. „Ich habe heute gelernt: eine Löffelspitze Honig in den Kaffee hemmt die Bitterstoffe“, freut sich Cay Ahlmann, während er das heimische Produkt verkostet. Nebbe empfiehlt, regionalen Honig zu kaufen, der unter anderem in Pfandgläsern angeboten wird.

Regionaler Raps-Honig.

Wieviel Raps und wieviel Honig 2023 geernet werden können, muss sich noch zeigen. „Die Aussaatbedingungen waren 2022 optimal, dann setzte zum rechten Zeitpunkt Regen ein“, so Ute Volquardsen. Die gelbe Pracht werden Ausflügler und Renate Ahlmann wohl noch lange genießen können. Aufgrund der überwiegend kühlen Temperaturen rechnet die Kammer mit einer recht langen Rapsblüte. Sabine Sopha

Info Gut Sehestedt

Insgesamt vier Generationen gehören zum Gut Sehestedt. Im Altenteilerhaus leben Malte und Renate Ahlmann. Ihr Sohn Cay leitet zurzeit den Betrieb. Er hat drei Kinder, die ebenfalls ausgebildete Landwirte sind.

Auf dem Gut gibt es Pferdehaltung und Pensionsbetrieb. Angebaut werden Raps, Hafer, Gerste, Mais und Zuckerbohne. Zur Eidergroup gehört auch ein Milchviehbetrieb in Bovenau. Dort wird auch Biogas auf Güllebasis erzeugt. Windenergie und Photovoltaik sind weitere Geschäftszweige. Das Unternehmen beschäftigt 17 Mitarbeiter.