Die Freiwillige Feuerwehr Sehestedt hat kürzlich ein neues Fahrzeug in Dienst gestellt. „Das ist ein Quantensprung“, freut sich Feuerwehrmann Sven Hennings, nachdem er das Löschgruppenfahrzeug (LF) 10 zur Presse-Präsentation auf den Parkplatz beim Feuerwehrgerätehaus gesteuert hat. Auch Wehrführer Christian Gothmann ist begeistert. Drei Jahre dauerten Planung, Ausschreibung und Bau. Nun müssen die Kameraden aber noch geschult werden – denn die moderne Ausstattung ist mit der alten nicht zu vergleichen, betonen die Feuerwehrmänner.
Rund 378.000 Euro hat das LF 10 gekostet. Davon hat die Gemeinde Sehestedt den Großteil gezahlt, betont Bürgermeister Torsten Jürgens-Wichmann. 88.000 Euro betrug der Zuschuss des Kreises, den dieser aus der Feuerschutzsteuer finanzierte. Ein Preis, der astronomisch erscheint – wenn man aber bedenkt, dass für ein Wohnmobil der gehobenen Klasse 250.000 Euro zu berappen sind, wiederum nicht. Denn das neue Fahrzeug ist eine wahre Wunderkiste. „Und eine moderne und leistungsstarke Ausrüstung ist für jede Feuerwehr aus einer Vielzahl von Gründen unverzichtbar“, so der Bürgermeister.
Eine herausragende Neuerung sind die vier Sitze für Atemgeräte-Träger, die es möglich machen, die Ausrüstung bereits während der Fahrt anzulegen, betont Oberbrandmeister Gothmann. Insgesamt finden zehn Kameraden Platz im neuen LF 10. „Großvolumige Sitzkästen mit ergonomisch geformten Einzelsitzschalen, in die Decke integrierte Haltegriffe, Pressluftatmerhalterungen in und entgegen der Fahrtrichtung“ – so liest sich das in der Beschreibung der Schlingmann GmbH & Co. KG, die das Fahrzeug gebaut hat. Ein Dreier-Team der Wehr ist zu einer Messe gefahren und hat sich etliche Modelle angeschaut, hat Fahrzeuge bei anderen Wehren getestet, bevor sie sich für dieses Modell entschieden.
Die Atemgeräte sind in der Mannschaftskabine installiert, die Männer können Platz nehmen und die Ausrüstung bereits während der Fahrt zum Einsatzort anlegen – „das spart Zeit“, so die Wehrmänner. Zirka 15 Kilo wiegt die Ausrüstung. Sven Hennings deutet auf einen Knopf, der an die Halteknöpfe in Linienbussen erinnert und grinst. „Nein, nein, der ist natürlich nicht dafür da, um einen Haltewunsch zu äußern.“ Er dient dazu, um die Atemschutzausrüstung vom Fahrzeug zu lösen.
Ausziehwände und Schwenkelemente machen es möglich, an das ordentlich organisierte Innenleben zu gelangen. Sven Hennings öffnet einen der Rollläden auf der Fahrerseite. Zum Vorschein kommen sauber verschnürte Holzstapel. Ein „Baukasten für Erwachsene“ witzelt er, deren Teile an Legosteine erinnern: Das „StarPack“ lässt sich auseinandernehmen und unterschiedlich wieder zusammensetzen. Es sind Unterbaublöcke zum Sichern von Lasten, „zum Beispiel, wenn wir ein Unfallauto so sichern müssen, dass es nicht kippt, wenn die Rettungskräfte Insassen bergen“, erläutert Sven Hennings. Auf dem alten Fahrzeug aus dem Jahre 1982 sind diese Hilfsmittel noch im Eigenbau entstanden.
Die Blöcke sind nur ein kleines Detail des hochtechnisierten Fahrzeugs, dessen Gerippe aus rostfreiem Edelstahl geschweißt wurde. So hat es einen einen 3.000 Liter fassenden Löschwassertank. „An vielen Stellen des Dorfes müssten wir im Einsatzfall Wasser aus dem Nord-Ostsee-Kanal pumpen. Jetzt können wir viel schneller einen ersten Löschangriff starten“, machte der Wehrführer Christian Gothmann deutlich. Das Vorgängerfahrzeug verfügte gar über keinerlei Wasservorräte. Hydraulisches Rettungsgerät und ein akkubetriebener Trennschleifer gehören ebenso zur Ausrüstung. Dazu kommt diverses Handwerkszeug, das in deutlich beschrifteten Kisten lagert (unter anderem um Türen im Notfall bei der Brandbekämpfung öffnen zu können). Alles hat seinen festen Platz. Nun ist natürlich entscheidend, dass die Kameraden diese kennen und wissen, welches Gerät an Bord ist. Aber Corona macht Schulungen momentan unmöglich. Und etwas weiteres Wichtiges fehlt: der Nachwuchs. Zurzeit besteht die Freiwillige Feuerwehr von Sehestedt über 29 aktive Mitlieder. Sie benötigt dringend weitere Einsatzkräfte. Vielleicht finden sich ja Interessenten, wenn das neue Fahrzeug im Laufe des Jahres abhängig von der Corona-Lage der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Beides wäre zu wünschen.
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